Püppchen machen die Musik - Schweizer Drehorgel-Club

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Püppchen machen die Musik

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Püppchen machen die Musik

 
Das Museum für Musikautomaten ehrt den begnadeten Autodidakt Franz Oehrlein mit einer Sonderschau und zeigt eine Auswahl seiner zauberhafter Automaten, die bezüglich Perfektion und Lieblichkeit seinesgleichen suchen.

Automatenexperte und Referent  Dr. Ullrich Wimmer: Drehorgel mit Dirigent

Coiffeur hatte er gelernt und den elterlichen Betrieb übernommen. Das reichte aber dem technisch begabten Franz Oehrlein bei weitem nicht, er vertiefte sich in den Bau von Drehorgeln. In Mainz richtete er seine Werkstatt ein und entwickelte 1970 seine erste Drehorgel. Erfinderisch und genial waren seine Konstruktionen, so bestanden die für die Musikerzeugung benötigten Notenrollen aus dem Karton der Bahnbillette, also reissfest und langlebig. Besonders angetan hatten ihn Drehorgeln mit beweglichen Figuren. In diesem Metier waren sein Einfallsreichtum und seine Leidenschaft unerschöpflich. Obschon seine Automaten sehr gefragt waren, stellte er nur kleine Serien her. Sorgfalt und Präzision waren ihm wichtiger als der schnelle Verdienst.


Drehorgel mit Clown Charlie
Da seine Frau eine Schweizerin war und er einen intensiven Kontakt zum Musikautomatenmuseum Seewen pflegte, schenkte er dem Museum vier Automaten. In Erinnerung an den 2013 gestorbenen Oehrlein zeigt das Museum ein Dutzend dieser genialen Konstruktionen, die alle noch einwandfrei funktionieren. An der Vernissage der Ausstellung in Seewen hielt Ullrich Wimmer, Experte und Liebhaber von Musikautomaten, die Laudatio. „Sehen Sie sich den Flötenspieler an, der mein Freund Franz nur für ein Museum bestimmt hatte“, liess er sich vernehmen. Zum Klassiker „Oh mein Papa“ gleiten die Finger des eleganten Bajazzos über eine Querflöte, gleichzeitig bewegen sich Mund und Augenlider. Alle Bewegungen des Flötenspielers werden über eine Pneumatik gesteuert und mit der Musik synchronisiert. Für dieses mechanische Meisterwerk hatte Oehrlein auch eine Vielzahl von Musikstücken bereitgestellt. Eindrücklich auch die Bauernkapelle, in welcher acht kleine Musikanten aufspielen, während sich gleichzeitig drei Tanzpaare im Kreise drehen.


Drehorgel mit Bauernkapelle

„Oehrlein sah sich nie als Künstler, sondern als bescheidener Handwerker, aber mit einer gehörigen Portion Humor ausgerüstet“, beschrieb Ullrich Wimmer den grossen Tüftler. Wer einmal schlechter Laune sei, solle einfach vor einem Musikautomaten von Oehrlein inne halten, der lieblichen Musik lauschen und die vielen Details der Püppchen, Tiere und Ausstattungen bewundern.

Text u. Fotos:
Jürg Jeanloz, Liesberg

Sonderschau „Charlie und Freunde“ mit Musikautomaten von Franz Oehrlein. Musikautomatenmuseum Seewen vom 22. Oktober 2015 bis 10. April 2016, Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Tägliche Vorführungen jeweils um 15 Uhr.

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