Drehorgelklänge für Lawinen-Opfer - Schweizer Drehorgel-Club

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Drehorgelklänge für Lawinen-Opfer

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In der reformierten Kirche fand am Sonntag ein Drehorgel- und  Alphornkonzert zugunsten der Bündner Gemeinde Bondo statt. Die Musiker  unterhielten das Publikum unter anderem mit Kompositionen von Verdi und  Vivaldi.

Grosser Applaus hallte durch die gut gefüllten Ränge der reformierten  Kirche Wiesendangen. Das offizielle Programm des Drehorgel- und  Alphornkonzerts war bereits vorbei, als Organisator Markus Waber die  erste Zugabe ankündigte. «Halleluja» von Mozart erfüllte den Raum mit  ausgefallenen Drehorgelklängen, bevor sich der Anlass langsam aber  sicher dem Ende zuneigte. Es war bereits das zweite Konzert, das Waber  hier veranstaltete. «Die letztjährige Ausgabe führten wir aber noch ohne  Alphörner durch», sagt er.

Neu ist auch die Verwendung der  Kollekten. So sollen diese den Lawinen-Opfern von Bondo zukommen. «Ich  war im Jahr 2000 mit der Feuerwehr hautnah dabei, als eine Schlammlawine  das Walliser Dorf Gondo erfasst hat», erklärt Waber. Im August seien  diese Erinnerungen wieder hochgekommen, als er vom Bergsturz in Bondo  erfuhr. Dass Waber die Kollekte überhaupt spenden kann, hat er seinen  Sponsoren zu verdanken. «Letztes Jahr mussten wir das Geld noch für die  Unkosten des Konzerts aufwenden», erinnert sich der Drehorgelspieler.

Spieler reisten weit an
Musikalische  Unterstützung erhielt Waber aus der halben Deutschschweiz. Fünf weitere  Drehorgelspieler (Friedlinde und Rafael Engeser, Johanna und Roland  Suter, Stefan Lehmann) sowie drei Alphornbläser (Ruth Meisser, Elisabeth  und Rolf Koller) gaben am Sonntagabend insgesamt 20 Kompositionen zum  Besten.

Friedlinde Engeser überraschte die Zuschauer zudem noch  mit einer Spontaneinlage. «Wir haben das Stück heute Nachmittag zum  ersten Mal geprobt», sagt Waber. Da die Probe erfolgreich verlief, habe  er die Orgel noch ins Programm aufgenommen.
Das Repertoire  enthielt diverse Klassiker: Zum Beispiel der Gefangenenchor aus  «Nabucco» von Giuseppe Verdi, oder auch der «Winter» aus Antonio  Vivaldis «Vier Jahreszeiten». Die Zuschauer konnten sich aber auch an  moderneren Arrangements, wie Vangelis’ «Conquest of Paradise» aus dem  Jahr 1992 erfreuen. Zum Abschluss kam dann mit «White Christmas» und  «Leise rieselt der Schnee» auch noch Weihnachtsstimmung auf.

Familiärer Orgelbaubetrieb
Die verwendeten Drehorgeln  hat grösstenteils die Raffin Orgelbau GmbH aus Überlingen hergestellt.  Geschäftsführer Rafael Engesser nahm mit Ehefrau Friedlinde auch selbst  am Konzert teil. «Einige der Orgeln hat noch mein Vater entworfen»,  erinnert sich Friedlinde Engesser. Ihr Schwiegervater sei auch der  Gründer des renommierten Orgelbaubetriebs gewesen. Sie selbst kümmert  sich um die musikalischen Arrangements für die Drehorgeln. Dabei muss  sie die ursprüngliche Komposition an die begrenzte Anzahl Töne der  Orgeln anpassen. «Eine kleine Orgel kann 20 verschiedene Töne spielen,  eine grosse sogar bis zu 31», erklärt sie.

Mit den ersten  Vorbereitungen für das Benefizkonzert begann Waber bereits im Sommer.  Die einzelnen Instrumente gut aufeinander abzustimmen, war ihm die  grösste Herausforderung. Mit dem Endergebnis ist er aber vollends  zufrieden: «Ich hätte auch nicht erwartet, dass so viele Zuschauer  kommen werden.» Er schätzte die Zahl der Anwesenden auf rund 250  Personen.


Quelle: Leon Zimmermann - "Der Landbote" vom  04.12.2017
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