Bacigalupo – Drehorgeln aus Berlin - Schweizer Drehorgel-Club

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Bacigalupo – Drehorgeln aus Berlin

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Sie tönen laut und melodiös, die Drehorgeln von Bacigalupo.Das passte gut. Denn je kräftiger sie erschallten, umso mehr Geld brachten sie dem Spieler ein. Sie waren zudem attraktiv verziert und auf ihre Holzwalzen liessen sich jeweils die neusten Hits „aufschalten“, oder besser „aufnageln“. Die Bacigalupo aus Berlin waren so etwas wie die Rolls Royces der Handdrehorgeln. Das Museum für Uhren und mechanische Musikinstrumente MUMM widmet diesen Handdrehorgeln, die Musik in den Alltag brachten, als es weder Radio noch Plattenspieler gab, eine Sonderausstellung.
Bacigalupo steht für drei Generationen Drehorgel-Fabrikanten. Ihre Geschichte begann mit dem Italienerbub Giovanni Battista (1847 – 1914), der mit zehn Jahren als Gehilfe nach London kam.

Er lernte die Instrumente reparieren und konstruieren, zog später nach Hamburg, dann nach Berlin und richtete 1879 seine eigene Werkstatt ein, vorerst zusammen mit andern Italienern.
Später zog er seine Söhne, Töchter und Schwiegersöhne bei und diese seine Enkel. Einige machten sich auch selbständig. Sie arbeiteten inunterschiedlichen Werkstätten in Hinterhöfen an der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg, dem damaligen Italienerviertel Berlins. Sie beschäftigten teilweise über 50 Arbeiter, darunter Drechsler, Tischler, Maler, Schlosser, Gürtler, Musikarrangeure und Orgelbauer. Die Bacigalupo wurden zur prägenden Drehorgel-Dynastie. Sie fabrizierten in Berlin die meisten Drehorgeln und verkauften sie, dank Agenturen von Moskau bis New York, weltweit hervorragend. Nach dem ersten Weltkrieg war ihre Blütezeit vorbei. Aber der letzte Bacigalupo, Giovanni „Hannes“, schloss sein Atelier erst 1976.

Im Ausstellungssaal im Mumm tritt man in den Hinterhof der Schönhauser Allee mit seinen vier Werkstätten ein und blickt ins Innere von Bacigalupo-Ateliers. Im Hof sieht und hört man das ganze Spektrum der produzierten Handdrehorgeln.
Martin Wyss, im MUMM verantwortlich für die mechanische Musik, hat eigenhändig diese Hinterhofstimmung kreiert, die Familiengeschichte der Bacigalupo und ihrer Firmen zusammengestellt und den Hof mit Bacigalupo-Drehorgeln aus dem Bestand des Museums, aus der Sammlung Kurt Matter und Objekten weiterer Sammler bestückt. Man kann sie fast greifen, die Grossfamilie, die durch unermüdliche Arbeit schöne, wunderbar klingende Instrumente schuf, die einst arme Menschen zum Lebensunterhalt in Hinterhöfen spielten und die heute Sammlerstücke sind.



Öffnungszeiten
Anfangs Mai bis Ende Oktober: Täglich 14 – 17 Uhr
Preise: sFr. 10.- , AHV 8.-, Kinder bis 15 Jahre gratis
inklusive Führung
Gruppenführungen sind immer möglich,
Voranmeldung unerlässlich.
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